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Bernard Moix beantwortet in diesem virtuellen Interview einige Fragen zur Restaurierung seines 1955 Pre-A Speedsters.
(Below you will find the text in English)

 

Einige von uns haben schon länger davon gehört, dass du einen Porsche Pre-A Speedster restaurieren lässt.
Seit letzten Herbst ist er zurück auf der Strasse und wie wir auf Fotos sehen konnten, hast du einige Fahrten unternommen.
Wie fährt sich das Auto im Vergleich zu deinen anderen 356?
 

Es ist unserem unrestaurierten 1955er Coupé sehr ähnlich (gleicher Motor und gleiche mechanische Konfiguration), nur fühlt es sich leichter an. Die Erfahrungen im Inneren eines Speedsters sind etwas Besonderes. Mit seiner sehr niedrigen Windschutzscheibe und dem extrem einfachen Armaturenbrett fühlt es sich ganz anders an als ein normales Cabrio, das im Grunde ein Coupé mit offenem Verdeck ist.

 

Wenn jemand ein solch restauriertes Fahrzeug hat, dann getraut er sich normalerweise fast nicht mehr damit zu fahren.
Hast du keine Bedenken, dass etwas kaputt gehen könnte?

Porsches sind dazu da, gefahren zu werden. Eine wichtige Sache, um wirklich Freude an einem Auto zu haben, ist seine Zuverlässigkeit. Da alles restauriert wurde, sollte er für weitere 65 Jahre auf der Straße bereit sein. Natürlich können Kleinigkeiten passieren, aber das ist Teil des Spiels.

 

Fährst du nur bei schönstem Wetter?

Das Auto wurde gerade restauriert und noch nicht viel gefahren. Speedster sind überhaupt nicht wasserdicht, also ja, ich werde versuchen, nur zu fahren, wenn die Sonne scheint. Aber wenn man eine Rallye besucht, weiß man natürlich nie...

 

Solche Autos lassen sich nicht so einfach finden, aber man hört immer wieder von Scheunenfunden.
Wie bist du zu dem Auto gekommen?

Mundpropaganda von einem befreundeten Sammler in Frankreich. Das Auto war in den Händen eines alten Mannes gewesen, der verstorben ist, wir haben es 2015 von seinem Sohn in Marseille gekauft.

 

Was waren deine Gedanken, als du das Auto zum ersten Mal sahst?

Ich war extrem aufgeregt, einen vergessenen Speedster europäischer Herkunft zu entdecken, der grösstenteils komplett ist und nie angerührt wurde, nicht einmal neu lackiert. Solche Autos sind kaum noch zu finden, erst recht nicht ein Pre-A Speedster. Frühe Autos haben etwas Besonderes, egal welches Modell oder welche Marke. Sie sind noch nicht perfekt, sie gehen auf das Wesentliche ein. Das gilt für die Gmünder Autos, die frühen 356er mit Reutter-Karosserie und geteilter Scheibe. Die ersten Speedster sehen für mich sehr speziell aus mit den tiefen Radöffnungen, den abgerundeten Schwellerverkleidungen und dem frühen Armaturenbrett mit den minimalen Anzeigen. Ab 1956 sehen sie sehr modern aus, natürlich werden sie auch besser, effizienter und leistungsfähiger (Porsche hat seine Fahrzeuge ständig verbessert und tut dies auch heute noch), aber als für mich als Grafikdesigner ist es das Aussehen!
Ich war natürlich beeindruckt vom Zustand des Wagens, aber er war fast komplett und ich konnte sein Potenzial erkennen. Das Projekt ist für mich immer der interessanteste Teil gewesen, daher war es sehr anregend, so viele Informationen (Originalkonfiguration, Details, Materialien, Teile usw.) über das Auto zu sammeln.

 

Auf dem Video zeigt das Auto einen fortgeschrittenen Zerfall. Es sah also nach viel Arbeit aus.
Was hat dich dazu bewogen, eine Restaurierung zu machen?

Das Auto war es definitiv wert, gerettet zu werden. Die Böden waren weg und die Front war nicht mehr zu reparieren, weil das Blech zu stark durchgerostet war. Aber 70% der Karosserie waren noch vorhanden und natürlich 100% der mechanischen Teile.
Der Wagen ist vor A Speedster eine sehr seltene europäische Auslieferung (Sonauto, Paris). Der Speedster wurde für den amerikanischen Markt konzipiert und nur eine Handvoll der Pre-A-Modelle wurde in Europa ausgeliefert. Albert Haefner schätzt die Gesamtzahl auf nur 5-7% der Produktion, was einer Gesamtzahl von nur 60-80 europäischen Autos entspricht.
Wenn wir die Möglichkeit dazu haben, denke ich, dass es eine Pflicht der Denkmalpflege ist, diese Autos in ihrem ursprünglichen Glanz zu erhalten oder wiederherzustellen.

 

Woher kanntest du die Firma, welche die Restauration durchführte?

Ich fragte mehrere Kontakte in meiner Umgebung und informierte mich über die vielen Möglichkeiten. Keith Seume, Redakteur von Porsche Classic UK, empfahl unter anderem Steve Kerti. Ich besuchte sein Geschäft und war überzeugt, dass er der Richtige ist für die Restaurierung. Steve ist ein sehr talentierter und engagierter Mensch. Seine Werkstatt kümmerte sich um alles, ausser um die Innenausstattung, die von Jean-Philippe Duval in Epernay (Champagne) ausgeführt wurde. Er ist auf Porsche-Innenausstattungen spezialisiert und hat einen tollen Job gemacht! Er hat in den letzten Jahren viele tolle 356er besessen und restauriert, im Moment arbeitet er an einem A T-1 Speedster für sich.

 

Wie lange dauerte sie?

3 Jahre insgesamt, aber nicht in Vollzeit.

 

Worin lagen die grössten Schwierigkeiten?

Das Auffinden der kleinen fehlenden Teile. Der Wagen war vom Vorbesitzer für eine Restaurierung zerlegt worden und dabei gingen einige Teile verloren. Ich habe möglichst nach Originalteilen gesucht, nicht nach Repro. Dank einer großen und freundlichen Community in der Pre-A-Welt konnte ich viele seltene Teile, vor allem in Europa, finden.
Ich habe eine Pre-A-Seite auf Facebook vor ein paar Jahren gestartet und wir haben jetzt 6'500 Mitglieder und einige von ihnen waren sehr hilfreich bei der Beschaffung von Teilen oder bei der Suche nach den richtigen Quellen für sie. Das wunderbare Buch unseres Freundes Marco Marinello "Speedster Typ 540, der Inbegriff des Sportwagens" war eine fantastische Informationsquelle, um das Auto so authentisch wie möglich zu erhalten, und ich möchte ihm wirklich dafür danken, dass er so viele wertvolle Dokumente in dieser wahren "Speedster-Bibel" gesammelt hat. Wir haben unser Bestes getan, um der ursprünglichen Konfiguration treu zu bleiben, einschließlich der Färbung des Teppichs, um den bestmöglichen Rotton zu erhalten!  Ich fand auch authentische Sonauto-Plaketten für die Karosserie und den Motor.

 

Gab es Momente, in denen du die Restaurierung aufgeben wolltest?

Niemals! Es war wirklich ein schöner Prozess zu sehen, wie das Auto langsam wieder zum Leben erwacht!

 

Gibt es Arbeiten, die noch gemacht werden müssen?

Nur Details, Feintuning und Behebung der üblichen Kleinigkeiten, die nach den ersten Kilometern auftreten. Ich habe bisher über 400 km ohne grössere Probleme zurückgelegt.

 

Interessant ist meistens auch der Lebenslauf eines Fahrzeugs, oftmals haben sie fast eine Weltreise hinter sich.
Kennst du die Geschichte des Autos?

Alles was ich weiss, ist, dass es 95'000 km drauf hatte, anscheinend 1 Besitzer in der Nähe von Dijon. Dann wurde das Auto draussen stehen gelassen, wahrscheinlich in den 70er Jahren und vor 30 Jahren vom Vorbesitzer zurückgekauft. Er meldete es in Grasse, Côte d'Azur, an, wurde dort aber wahrscheinlich nie gefahren.

 

Was war das für ein Gefühl, als das Auto nach der Restauration bei dir zu Hause stand?

Das Auto kam fast genau 5 Jahre nach dem Kauf zurück, es war also eine echte Freude! Aber das Besitzen ist nicht mein absolutes Hauptinteresse. Wie gesagt, es ist das Projekt, das mich anspornt, und natürlich der Spass daran, den ich jetzt habe! 356er wurden gebaut, um gefahren zu werden, und dieser wird keine Ausnahme sein.

 

Du nimmst meistens an den Pre-A Meetings teil oder organisiert sie selber.
Gehst du mit dem Speedster nun an diese Treffen?

Wahrscheinlich, wenn das Wetter es zulässt. Aber auch das blaue 55er Coupé wird aktiv sein...!



Bernard, herzlichen Dank für deine Informationen und für die Zeit, die du dir dafür genommen hast. Wir wünschen dir schöne Ausfahrten mit dem tollen Speedster.

 

 

Some of us have heard for a while that you are having a Porsche Pre-A Speedster restored.
It's been back on the road since last autumn and, as we could see from photos, you've done some driving.
How does the car drive compared to your other 356s?

It is very similar to our unrestored 1955 coupe (same engine + same mechanical configuration), except it feels lighter. The experience inside a Speedster is something special, with its very low windshield and ultra simple dashboard it feels very different from a regular convertible which is basically a coupe with the top down.

 

When someone has such a restored vehicle, they usually almost don't dare to drive it.
Aren't you worried that something might break?

Porsches are meant to be driven. One important thing to really enjoy a car is to make it reliable. Since everything was restored it should be ready for another 65 years on the road. Of course, small things can happen, but that's part of the game.

 

Do you only drive in very good weather?

The car was just restored and not driven much yet. Speedsters aren't waterproof at all, so yes, I will try to use it only when the sun is shining. But of course when you attend a rallye, you never know...

 

Such cars are not so easy to find, but one always can hear about barn finds.
How did you get the car?

Word to mouth from a collector friend in France. The car had been in the hands of an old man who passed away, we bought it from his son in Marseille in 2015.

 

What were your thoughts when you saw the car for the first time?

I was extremely excited to discover a forgotten Speedster of European origins, mostly complete and never ever touched, not even repainted. Such cars are becoming impossible to find, even more so with a pre-A Speedster. Early cars have something special, no matter what model or what brand. They are not perfect yet, they go to the essential. It’s true with the Gmünd cars, the early split window Reutter-bodied 356’s. The first Speedsters look very special to me with the lower wheel openings, the rounded rocker panels and the early dash with minimal gauges. From 1956 on, they become very modern-looking, of course they get better , more efficient and more powerful too (Porsche were constantly improving their cars, and they still are today), but for me as a graphic designer the looks are very important to me!
I was impressed by the state of the car of course, but it was mostly complete and I could see its potential. The project has always been the most interesting part for me, so trying to gather as much information (original configuration, details, materials, parts, etc.) for the car was very stimulating.
 

On the video, the car shows advanced decay. So it looked like a lot of work.
What made you decide to do a restoration?

The car was definitely worth saving. The floors were gone and the nose was beyond repair because the rust had made the steel too thin to save. But 70% of the body is still there and of course 100% of the mechanical parts. The car is a very rare European delivery pre-A Speedster (Sonauto, Paris).
The Speedster was designed for the American market and only a handful of the pre-A models were delivered in Europe. Albert Haefner estimates the total at only 5-7% of the production, which represents a total of only 60-80 European cars.
When we have the possibility of doing it, I think that it is a duty of heritage preservation to restore these cars to their original glory.

 

How did you know the company that did the restoration?

I asked several contacts around me and studied many possibilities. Keith Seume, editor of Porsche Classic UK, recommended Steve Kerti among others. I visited his shop and was convinced he was the right person to do it. Steve is a very simple, talented and dedicated person. His shop took care of everything but the interior which was done by Jean-Philippe Duval in Epernay (Champagne). He's specialised in Porsche interiors and did a wonderful job! He has owned and restored many great 356's in the past years, he's working on an A T-1 Speedster for himself at the moment. 

 

How long did it last?

3 years in total, but not full time.

 

What were the biggest difficulties?

Finding the small missing parts. The car had been dismantled by the previous owner in order to have it restored and several parts were lost in the process. I searched for a maximum of original parts, not repro. Thanks to a large and friendly community in the pre-A world I was able to find many rare parts throughout Europe mostly.
I started the pre-A page on Facebook a few years ago and we now have 6'500 members and some of them were very helpful in providing parts or the right sources for them. The wonderful book co-written by our friend Marco Marinello "Speedster Typ 540, the quintessential sportscar" was a fantastic source of information to get the car as authentic as possible and I really want to thank him for gathering so many precious documents in this true "Speedster Bible". We did our best to be true to the original configuration, including dying the carpet to get the best shade of red possible! I also found authentic Sonauto badges for the body and the engine.

 

Were there moments when you wanted to give up the restoration?

Never! It was really a fun process to see the car slowly come back to life!

 

Is there any work that still needs to be done?

Only details, fine tuning and fixing the usual small things that appear through the first km. I have driven it for over 400 km without any major problem so far.

 

The curriculum vitae of a vehicle is usually also interesting; often they have almost completed a world tour.
Do you know the history of the car?

All I know is that it had 95'000 km, had apparently 1 owner around Dijon. Then the car was abandoned outside, probably in the 70's and bought back by the previous owner 30 years ago. He registered it in Grasse, Côte d'Azur, but it was probably never driven there.

 

What was it like to have the car at home after the restoration?

The car came back almost exactly 5 years after we bought it, so it was a real pleasure! But possessing is not absolutely not my main interest. As said before it’s the project that stimulates me, and of course enjoying it from now on! 356’s were built to be driven and this one will be no exception.

 

You usually take part in the Pre-A meetings or organise them yourself.
Are you going to these meetings with the Speedster now?

Probably if the weather allows for it. But the blue 55 Coupé will be active too..!

 

Bernard, thank you very much for the interview and for the time you took. We wish you nice rides with the great Speedster.